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Tatabánya

Tatabánya ist die Ortschaft mit der größten Bevölkerungszahl des Komitats Komárom-Esztergom. Die 72.000 Bewohner zählende Stadt entstand 1947 durch die Zusammenlegung von vier Ortschaften - Alsógalla, Bánhida, Felsőgalla und Tatabánya. 1950 wurde sie Komitatssitz und 1991 erhielt sie den Rang als Komitatsstadt. Die Ortschaft erstreckt sich über 91 km2. Sie ist 14 km lang und liegt liegt im Grabenbruch zwischen dem Vértes und Gerecse-Gebirge, die zum transdanubischen Mittelgebirge gehören. Die Stadt bildet einen Verkehrsknotenpunkt für Landstraßen und Züge und befindet sich neben der Autobahn M1 und der internationalen Bahnstrecke Wien-Budapest.
Das Becken von Tatabánya bildete auf Grund seiner Fülle an Naturschätzen und den sich zwischen den Bergketten durchziehenden Bächen und Quellen von Anfang an einen idealen Lebensraum. Auf diesem Gebiet lebten bereits seit Urzeiten Menschen. Zu den wichtigsten archäologischen Fundstätten zählt die Szelim-Höhle über Tatabánya. In der Nahe gelegenen Ortschaft Vértesszőlős wurden darüber hinaus auch fast 500.000 Jahre alte Überreste von Vormenschen gefunden. Die Geschichte der Vorgänger-Siedlungen von Tatabánya reicht bis in die Zeit der Landnahme zurück und mit ihnen verbinden sich zahlreiche Legenden. Die Legende von der Schlacht von Bánhida wurde im Volksglauben beispielsweise noch durch das auf der Spitze des Kő-hegy, dem Steinberg, aufgestellte Turul-Denkmal und das großformatige Gemälde von Árpád Feszty bekräftigt. Interessenten können die archäologischen Funde in einer Dauerausstellung des Museums von Tatabánya anschauen.
Die nach der Staatsgründung entstandenen geschichtlichen Dörfer verbinden sich stark mit einzelnen Bewegungen der ungarischen Geschichte. Die in den Schriften von Mátyás Bél erwähnte alte Landstraße, die sog. Straße der Schlachter, war über Jahrhunderte hinweg eine bedeutende Handelsstraße. Auf ihr wurden Rinder vom Alföld, der großen ungarischen Tiefebene, oder von noch weiter weg auf die Märkte im westlichen Europa getrieben. Diese Straße berührte alle drei Vorgängersiedlungen von Tatabánya. Die Namen der Ortschaften findet man auch schon in frühen Geschichtsquellen.
Nach der Niederlage bei der Schlacht von Mohács wurde auch diese Gegend von den osmanischen Truppen niedergebrannt. Die Bewohner flüchteten oder gerieten in osmanische Gefangenschaft. Die Besitzer der Provinz wechselten zu dieser Zeit häufig. 1727 erwarb Graf József Esterházy die Stadt Tata zusammen mit den dazugehörenden Dörfern. So entstand das Herrschaftsgebiet von Tata-Gesztes, zu dem auch die Ortschaften Alsógalla, Bánhida und Felsőgalla gehörten. Der neue Großgrundbesitzer veranlasste zur Wiederbelebung der entvölkerten Dörfer eine Neubesiedlung von großem Ausmaß.
Eine entscheidende Wende im Leben der Ortschaft brachte am Ende des 19. Jahrhunderts der Beginn des Kohlebergbaus, der das Leben und das Erscheinungsbild der Gemeinde völlig verändern sollte. Besonders nach der Ankunft der ersten Grubenwagen voller Kohle im Jahr 1896 konnte die Aktiengesellschaft des Bergwerks von Tatabánya, die MÁK Rt. durch das stetige Wachstum der Kohleproduktion ihre vielseite wirtschaftliche Tätigkeit aufbauen. So entstand ein auf mehreren Beinen stehenden Betrieb. Die Entwicklung der Kohlegrube hatte bereits nach der Jahrhundertwende, im Jahr 1902, die eigenständige Ortschaft Tatabánya geboren. Der wirtschaftliche Fortschritt brachte bedeutende Veränderungen in der Bevölkerungszahl, dem Lebenswandel, in der Architektur ebenso wie in der Kultur. 1940 wurde aus der einstigen Bergwerkanlage eines der bedeutendsten Industriezentren des nördlichen Transdanubiens. Hier fanden in den Betrieben 30.000 Menschen Arbeit und ein gesichertes Einkommen, womit so etwas wie das ungarische „Ruhrgebiet“ geschaffen wurde.
Als im Jahr 1947 die vier Ortschaften zur Stadt zusammengelegt wurden, war Tatabánya eines der bedeutendsten Zentren des Kohlebergbaus und der Schwerindustrie des Landes. 2/3 des heimischen Kohlebedarfes wurden aus den Bergwerken von Tatabánya geliefert. 1950 hat man mit dem Ausbau des Stadtzentrums angefangen, das dann in den 1960-er Jahren mit einem neuen Aufschwung fortgesetzt wurde. Während neue Stadtteile aufgebaut wurden, mussten beispielweise die am Anfang des Jahrhunderts erbauten Kolonien wegen der durch Untergrabung verursachten Probleme der Reihe nach abgetragen werden.
Das Kohlevorkommen im alten Kohlebecken von Tatabánya erschöpfte sich schon 1987, so dass die Bergwerke schließen mussten. Einige Jahre wurde der Kohleabbau noch jenseits der Grenzen des Komitats, in den sog. Eozän-Bergwerken, fortgesetzt. Die Erinnerung an die einst 26 Bergwerkstollen und 5 Tagebau-Schauplätze bewahrt heute das Freilichtmuseum der Kohleindustrie „Szabadtéri Bányászati Ipari Skanzen“, das sich auf dem Gebiet des Schachts Nr. XV. befindet. Nach dem Systemwechsel wurde eine wirtschaftliche Umgestaltung in Richtung Marktwirtschaft nötig. Der Kohlebergbau und die darauf aufbauende Schwerindustrie wurden nach 110 Jahren eingestellt. Die Schwierigkeiten im gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandel, die sich nach dem Systemwechsel 1989 einstellten, versuchte die Stadtverwaltung mit gezielter Stadtpolitik, planmäßiger wirtschaftsfördernder Arbeit und der aktiven Beteiligung der hier lebenden Bürger zu überbrücken. Dank dieser Bemühungen konnte Tatabánya einen wirtschaftlichen Aufschwung erleben. Neue Firmen und Fabriken siedelten sich in der Stadt an und mehrere Tausend neue Arbeitsplätze konnten geschaffen werden. Heute gilt Tatabánya als eine der Ortschaften des Landes mit der dynamischsten Entwicklung. Die Stadt besitzt eine Vergangenheit von Tausend Jahren, die heutige Ortschaft ist jedoch nicht infolge einer mehrere Jahrhunderte langen kontinuierlichen Entwicklung entstanden. Einzigartig ist die Stadt deshalb, weil man hier alles erlebte, was im 20. Jahrhundert die gesellschaftliche Entwicklung des Landes beeinflusste. Die Ortschaft wurde im 20. Jahrhundert geboren und ist ein Spiegel sowie eine Stadt dieses Jahrhunderts. Tatabánya ist eine interessante, aufregende, sich ständig verändernde Stadt, deren Sehenswürdigkeiten das Interesse ihrer Besucher zu wecken imstande ist.

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